ein Fotoprojekt mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Gießen
In Gießen sind Flüchtlinge durch die HEAE ( Hessische Erstaufnahmeeinrichtung ) immer wieder ein wichtiges Thema. Mir fiel jedoch auf, dass trotz großen medialen Interesses kaum jemand über einen persönlichen Kontakt zu einem Geflüchteten berichten konnte. Diese auch mich betreffende „Lücke“ machte mich neugierig.
Am Anfang dieses Projekts stand meine Frage, wie sich die jungen Menschen nach ihrer oft langen und gefährlichen Flucht wohl hier bei uns fühlen mögen. Diesmal wollte ich keine Reportage fotografieren, das Format einer „Draufsicht“ passte nicht, ein Perspektivwechsel war mir wichtig. Das nonverbale Handwerkszeug der Fotografie schien mir besonders geeignet, die Betroffenen selbst eine Antwort geben zu lassen.
Getroffen habe ich dann 6 junge Männer zwischen 11 und 18 Jahren, in ihren Caritas Wohngruppen. In einem zweiwöchigen Foto-Workshop lautete die Aufgabenstellung, die es von den Teilnehmern zu beantworten galt: Was ist mir wichtig?
Zuerst wurde in den Zimmern, dann in direkter Umgebung des Hauses und schließlich in Gießen fotografiert. Damit zog die (Selbst)- Wahrnehmung immer weitere optische Kreise. Entstanden sind beeindruckende Bilder von: Dingen, die sie z.T. auf der Flucht begleitet haben, von Eltern und Geschwistern, von neuen Betten, Schreibtischen und Schränken, sowie von Lieblingsplätzen und von einer Schule.
Neben einer neuen inneren Verortung und einer ungewöhnlichen Wahrnehmung unserer Lebenswelt, wurde auch eine große Wertschätzung gegenüber uns selbstverständlich erscheinenden Dingen sichtbar.
Die Foto-Ergebnisse wurden schließlich noch durch gemalte Selbstbilder und verschriftlichte, persönliche Aussagen ergänzt.
An einem bewegenden Abend konnten die zahlreichen Fotos dann in einer Ausstellung im ZIBB (Zentrum für Interkulturelle Bildung und Begegnung) der interessieren Gießener Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Teilnehmer erfuhren an diesem Abend eine große Aufmerksamkeit und standen persönlich für Fragen zur Verfügung, welche sie mit sichtbarem Stolz beantworteten.
Vielen Dank an meine Kooperationspartner:
Caritasverband Gießen e.V. (Herrn Tschakert, Herrn Dorweiler, Herrn Buser, den Wohngruppenerzieherinnen u. Erziehern der Gruppen eins und zwei in Allendorf sowie Frau Borrmann )
VIBB Verein für interkulturelle Bildung und Begegnung Gießen e.V. (Frau Dr. Ott und dem Vorstand)
FB 03, Erziehungswissenschaft, Justus Liebig Universität Gießen (Frau Heike Faber)
Hessischer Rundfunk, (Frau Eva Grage, für ihren Radiobericht zur Ankündigung der Ausstellung)
Obermeister der Fotografeninnung Hessen/Rheinhessen (Herrn Richard Stephan, danke für die professionelle Ausarbeitung der Fotos und für die Unterstützung der Präsentation der Ausstellung)